Es sind noch zwei interessante Bücher eingegangen:

● Francois Maher Presley: Mystisches Marrakesch – Leben in einer anderen Zeit

Begriffe im Buchtitel wie ‚Mystisch, … andere Zeit‘ erwecken Interesse und rufen Erwartungen wach.
Ebenso die Biografie des Autors Francois Maher Presley .
(„* 1961 in Kuwait-Stadt, deutscher Autor syrischer Herkunft“)
Wieder ein Marrakesch-Mosaik, diesmal aus 52 Teilen. Plus zahlreiche vom Autor selbst aufgenommene Schwarz-Weiß-Fotos.
Um es vorweg zu nehmen: Es ist ein desillusionierendes Buch – wenn ich Illusionen (oder eine hohe Erwartungshaltung) zum Thema gehabt hätte. Es besteht schwerpunktmäßig aus biografischen Beschreibungen junger Marokkaner*innen und deren Lebensperspektive. Zum einen in der „Sexhauptstadt der arabischen Welt“ (S. 114), zum anderen unter dem Einfluss einer „besonders strengen Auslegung des Islams, einer Religion, die in weiten Teilen nur wenig mit dem zu tun hat, was die Welt unter Zivilisation und Rechtsprechung, unter Gleichheit und Gerechtigkeit, unter Menschenwürde und Sozialverhalten versteht, …“ (S. 95)
Innerhalb dieser Spannbreite werden authentische Daseinsformen wenig touristischer Art beschrieben, die z. B. mittels homosexueller Kontakte eine auf Europa bezogene Perspektive entwickeln oder bei Mädchen nach frühem Verheiratet-Werden sich auf den Bereich der Familie zu beschränken haben. Eine ganz andere Welt wird beschrieben, als diejenige, die der touristische und orientalisierende Blick auf den westlichsten Maghrebstaat sich konstruieren möchte. Die Formulierung ‚Mystisches Marrakesch‘ kann ich in diesem Zusammenhang weniger romantisierend, sondern nur sarkastisch bis eher zynisch verstehen.
Ein Buch, das die Augen öffnet, aber m. E. doch aus der eurozentrischen Perspektive geschrieben ist. Denn: Wer legt z. B. fest, was „die Welt“ unter angemessenem Sozialverhalten versteht?

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● Christoph Leisten: Argana – Notizen aus Marokko

Dieses Werk ist von anderer Diktion: Es sind, wie der Untertitel schreibt, ‚Notizen aus Marokko‘. Über Jahre hinweg an mehreren Orten geschrieben; kurze Beobachtungen, Reflektionen. Dabei geht es um das Unterwegssein, dem Nachgehen der Wahrnehmungen. Das Reisen wird verstanden als „ein Eingriff in das Andere der Kultur“. Anblicke , die den Autor berühren, werden geschildert – und warum sie das Tun. Und, dass Reisen immer auch eine Form der Kolonialisierung ist, woran auch der beste Wille nichts ändern kann. Dazwischen Beschreibungen, die tatsächlich eine auch von mir verspürte Authentizität erklingen lassen.
Und mit einem kurzen Exkurs zu Ibn Rushds Gottesbeweis spricht Christoph Leisten den Heilpädagogen in mir an: „Schau und lies die Natur, sagt Ibn Rushd. Schau auf das, was vielleicht weniger mit dem Verstand zu begreifen, aber sehr wohl zu erfühlen, zu tasten, zu hören, zu sehen und zu schmecken ist. Nichts existiert, für das nicht gesorgt ist. Der Fürsorgliche ist es, der solches bewirkt.“ (S.87)
Ich fühlte mich in diesem Buch sehr aufgehoben.

ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ مراكش ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ مراكش ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ مراكش ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ مراكش ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ مراكش ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ مراكش ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ مراكش

Nachtrag zum Nachtrag zur Marrakesch-‚Literatur:
Was du wissen musst, um als Deutscher in Marokko eine gute Zeit zu haben


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